Leseproben

Olivia (Arbeitstitel)

Ein Kinderbuch für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren

Auszug aus dem Manuskript

Olivia atmete zitternd aus. Sie zog sich neben Mex auf den kleinen Vorsprung, auf dem der Hund sich gerade hingebungsvoll den Bauch abschleckte. Sobald sie saß, versuchte sie mit den Händen, sich notdürftig zu trocknen. Fast panisch rieb sie über Arme und Beine, um das Salzwasser loszuwerden, obwohl sie wusste, dass das nichts nutzte.  
Gleich würde der Schmerz einsetzen und dann würde sich ihre Haut knallrot färben. Schwellungen. Quaddeln. Das volle Programm.
Ihre Beine begannen zu kribbeln. Kein Schmerz, aber es fühlte sich seltsam an. Als würden sie sich in Wackelpudding verwandeln. Weich und formbar und zugleich mit einem Mal schwer.
Alles drehte sich. Die Felsen um sie herum, der Himmel über ihr. Nur das Meer vermittelte eine Ruhe und Anziehung, die sie noch nie gespürt hatte. Einen Moment wunderte sie sich darüber, dann wurde ihr so übel, dass jeder klare Gedanke wie weggewischt war. Keuchend hing sie auf dem Felsen, vornübergebeugt, die Hände auf den rauen Stein gestützt. Ihr Pausenbrot wollte ihr wieder hochkommen und sie schluckte krampfhaft.
Mex stupste sie leise winselnd an, aber sie konnte nichts sagen. Schon die geringste Kopfbewegung ließ neue Wellen der Übelkeit über sie hinwegschwappen. Sie stöhnte und hielt sich die Hand vor den Mund.  
Vorsichtig versuchte sie, sich auf dem Felsvorsprung hinzulegen und die Beine anzuziehen, ganz eng an ihren Bauch. Aber irgendetwas stimmte nicht. Warum fühlte sich alles so schwer an? Sie sah nach unten und schrie auf. Da, wo eigentlich ihre Beine sein sollten, lag etwas. Schuppig und grün-silbrig schimmernd. Und groß.
Reflexartig wich sie zurück und knallte mit dem Rücken gegen den Felsen. Für einen Moment war da nichts als Schmerz. Mit zusammengekniffenen Augen saß sie da. Wartete. Atmete. Sie spürte Mex, der sich an sie drängte, und konzentrierte sich auf ihn. Ganz ruhig. Alles war gut. Mit ihren Beinen war alles in Ordnung.
Vorsichtig öffnete Olivia die Augen. Sie atmete tief ein, dann sah sie nach unten und keuchte. Da lag er noch immer, grün und silbern. Ein Fischschwanz. Und auch, wenn sie es nicht glauben wollte: Er gehörte zu ihr.

Die Schmelze

Eine Kurzgeschichte

Auszug aus der Kurzgeschichte

Er erwachte mit einem Ruck. Etwas hatte ihn geweckt. Er tastete nach der Taschenlampe, schaltete sie ein und schaute sich um. Alles war wie immer. Das fleckige Laken, notdürftig am Türrahmen befestigt, bewegte sich sacht in der Zugluft, die es kaum abhielt.
„Hallo? Ist da jemand?“
Seine Stimme klang hohl in dem fast leeren Raum. Keine Antwort. Der Lichtkegel glitt weiter über die fleckigen Wände und zu dem altersschwachen Tisch, dessen Platte in Ermangelung eines vierten Beines teilweise auf der Fensterbank auflag. Frischer Rattenkot lag darunter.  Ein schwaches Lächeln zuckte um seine Lippen. Er war froh, dass die Ratten da waren. Hygiene war ein Luxus, den er sich längst nicht mehr leisten konnte und dem er ein wenig Gesellschaft durchaus vorzog.Eine Weile noch blieb er halb aufgerichtet sitzen und lauschte, den Kopf schräg gelegt, Lampe und Blick auf den Vorhang gerichtet. Alles war ruhig. Schließlich legte er sich zurück und zog die zerschlissene Decke fester um sich. Die Temperaturen gingen nachts mittlerweile in den einstelligen Bereich herunter und eine Heizung gab es nicht. Dafür umso mehr kaputte Fenster, die er nur notdürftig mit Sperrholz, Zeitungen und Klebeband verschlossen hatte. Er brauchte dringend neues Feuerholz. Vielleicht fand er sogar einen alten Heizofen, den er reparieren konnte. Die Leute schmissen viel weg.
Während er seinen Gedanken nachhing, entspannte er sich langsam. Die Lampe ließ er trotzdem an. „Nur noch kurz“, beschwichtigte er sich selbst, als ihn das schlechte Gewissen überkam. Batterien waren schwer aufzutreiben.
Sein Fuß kribbelte unangenehm und er zog das Bein leicht an, um mit der einen Hand hinunterzufassen. Mitten in der Bewegung erstarrte er. Hatte er sich das eingebildet? Nein, da war es wieder. Ein schmatzendes Geräusch. Als wühlte jemand in einer glibberigen Masse.

Schattenfrau

Ein All-age-Roman zwischen Fantasy und Krimi

Auszug aus dem Manuskript

Der Wachmann blieb noch eine gefühlte Ewigkeit stehen und tätschelte abwechselnd seinen Bauch und die Pistole, die in dem Halfter an seiner Hüfte steckte. Wie er da so stand, sah er selten dämlich aus, aber die Walendys beschäftigten nur gut ausgebildetes Wachpersonal, also sollte man sich von diesem Anblick besser nicht täuschen lassen.
Endlich wandte er sich nach links und verschwand kurz darauf um die Hausecke. In acht Minuten würde er wieder auf der Vorderseite auftauchen. Gute Recherche war für einen Einbruch unerlässlich, deshalb hatte sie das Anwesen die letzten beiden Monate beobachtet. Jane richtete sich auf und lief geduckt die Einfahrt entlang auf das Gebäude zu. Ihr blieb nicht viel Zeit, um hineinzugelangen. Sie holte tief Luft und steuerte einen der bepflanzten Steintröge an der Hauswand an. Wenige Sekunden später stand sie auf dem Rand eines mit Rosen bestückten Exemplars, setzte einen Fuß in eine Ritze zwischen den Backsteinen der Hauswand und stieß sich ab. Mit der rechten Hand griff sie nach einem kleinen Vorsprung etwa eine Armlänge über ihrem Kopf. Sie zog sich hoch, setzte mit der linken Hand nach und suchte mit den Zehen nach neuem Halt, den sie kurz darauf fand. Sie schaute nach oben. Da, die Fuge sah gut aus. Ein leises Klacken ließ sie herumfahren. Die Tür im rechten Flügel. Jemand hatte das Haus verlassen. Der Wachmann konnte es nicht sein. Und außer ihm war um diese Zeit normalerweise niemand mehr auf dem Gelände unterwegs. Jane presste sich an die Hauswand. Verdammt. Hier hing sie wie ein nasser Sack auf dem Präsentierteller. Eine Schweißperle lief ihr über die Stirn und die Nase hinab. So viel zu guter Recherche. Sie biss die Zähne zusammen. Leise Schritte auf dem Kiesweg. Eine dunkel gekleidete Gestalt erschien in ihrem Blickfeld. Sie lief geduckt, eine große Kapuze verdeckte Haare und Gesicht. Jane wartete, bereit zum Sprung. Gleich musste der andere sie sehen. Doch die Gestalt spähte zunächst zu der Hausecke, um die in geschätzten fünf Minuten der Wachmann biegen würde, und dann zum Tor hinüber. Ohne auch nur einen Blick in Janes Richtung zu werfen, setzte sie sich wieder in Bewegung und lief die Einfahrt entlang. Wer war das? Ein weiterer Einbrecher? Eine Weile verharrte die Gestalt am Tor und machte sich offenbar an dem Zahlenfeld zu schaffen. Im nächsten Moment glitten die riesigen Stahlflügel geräuschlos auseinander. Wenn das ein Einbrecher war, dann einer, der wirklich gut informiert war. Gott sein Dank legte die Familie offensichtlich Wert auf Qualität und ausreichend Schmiermittel, sonst würde der Wachmann jetzt bereits auf der Matte stehen. Der allerdings so oder so jeden Moment wieder auftauchen würde. Sie musste sich beeilen. Mister X hatte sie lange genug aufgehalten. Jane wollte sich dem Haus und der zuvor ausgesuchten Fuge zuwenden, als ein Windstoß der Gestalt die Kapuze vom Kopf wehte. Langes blondes Haar ergoss sich über schmale Schultern. Alexis Walendy. Warum schlich sich Alexis von ihrem eigenen Grundstück?

Shockman (Arbeitstitel)

Eine Superhelden-Geschichte für Kinder im Grundschulalter

Beginn des Manuskripts

Großvaters Haus stand direkt am Meer, in die Felsen gebaut. Es schmiegte sich an den Stein, klein und grau und ein wenig windschief. Mikail kletterte den von dem starken Wellengang der letzten Nacht noch immer glitschigen Weg hinauf. Mehrmals rutschte er mit dem Fuß weg, seine Arme ruderten in der Luft. Kurz vor der Haustür fiel er hart auf ein Knie, rappelte sich wieder hoch. Hastig sah er sich um. Hinter ihm war niemand. Noch. Aber aus der Ferne waren schon Stimmen zu hören.
Er lief zur Tür, die bereits seit Jahren etwas schief in den Angeln hing, bückte sich nach einem der großen Steine, die daneben auf dem Boden lagen, und hob ihn hoch. Nichts. Hastig ließ er den Stein fallen und hob den nächsten an. Wieder nichts. Hatte jemand den Schlüssel gefunden und mitgenommen? Großvater war erst vor zwei Wochen gestorben, aber seitdem waren so viele Menschen hier gewesen.
„Na komm schon, wo bist du?“
Der dritte Brocken war so groß, dass Mikhail ihn mit beiden Händen anheben musste. Fast hätte er vor Erleichterung geweint, als er den rostigen Schlüssel erblickte, der darunter lag.

smile

Ein inklusives Tanztheater-Projekt der Tanzkompanie SZENE 2WEI mit dem Theaterhaus Stuttgart

Auszug aus den Bühnentexten

Auszug 1:
Was uns fremd ist, kann uns elektrisieren. Es kann uns anziehen wie die Motte das Licht. Genauso können wir aber auch Scheu davor verspüren, Unsicherheit.
Ich kenne sie auch, die Angst vor dem Unbekannten. Natürlich. Wer könnte sich davon schon ausnehmen?
Aber umgeben von all dieser Vielfalt, müssen wir uns die Frage stellen: Was machen wir mit dieser Angst?
Wir haben die Wahl. Schließen wir aus, was wir nicht kennen? Und das ist viel.
Oder springen wir über unseren Schatten?

Auszug 2:
Offene Türen. Ich mag offene Türen. Wenn ich genauer darüber nachdenke … ja, dann liebe ich sie sogar.
Nicht immer, klar. Geschlossen bieten sie uns Sicherheit, und das ist wichtig.
Aber wenn wir sie öffnen – im wörtlichen ebenso wie im übertragenen Sinne –, können wundervolle Dinge passieren.
So wie die Postbotin, die spontan mitfeierte, als sie während eines Festes einen Brief abzugeben hatte.
Der Mann, der sich neben einen ihm unbekannten Obdachlosen setzte und sich mit ihm zu unterhalten begann, ohne Angst, was andere bei diesem Anblick von ihm denken könnten.
Oder die Cellistin, die während eines Stromausfalls im Zug ihr Abteil für alle öffnete, indem sie einfach zu spielen begann.

Frida Kahlo

Ein inklusives Tanztheater-Projekt des Vereins theater hilft leben e.V.

Website-Text

Charmante Rebellin, Stilikone, engagierte Frauenrechtlerin, Energiebündel, überzeugte Kommunistin, Friedensaktivistin, Überlebenskünstlerin – all das und noch mehr war Frida Kahlo (1907–1954). Vor allem aber gilt sie als bekannteste Malerin Mexikos und zählt zu den herausragenden Frauen der Kunstgeschichte. 
Körperliche und seelische Schmerzen prägten ihr Leben und sind deshalb untrennbar mit ihrer Kunst verbunden. Nachdem sie mit sechs Jahren an Kinderlähmung erkrankte und infolgedessen ein kürzeres rechtes Bein zurückbehielt, wurde sie als 18-Jährige Opfer eines Busunglücks, bei dem sie schwerste Verletzungen davontrug: Eine Stahlstange bohrte sich ihr durch Rücken und Unterleib, das rechte Bein war mehrmals gebrochen, der Fuß zermalmt. Monatelang war sie nach dem Unfall und zeitlebens immer wieder ans Bett gefesselt, musste unzählige Operationen und Streckungen der Wirbelsäule über sich ergehen lassen, eingequetscht in Stahlkorsetts oder Ganzkörpergips. Doch sie trotzte dem Unglück, mehr noch, sie rang ihm etwas Positives ab. Damals, mit 18, begann sie zu malen. Ein Jahr nach dem Unfall entstand ihr erstes Selbstporträt. Etliche weitere sollten folgen. Sie, die ursprünglich Ärztin werden wollte, sezierte nun auf ihren Bildern ihren zerstörten Körper. Sie male keine Träume, sondern ihre eigene Realität, sagte sie selbst, wenn man ihre Werke dem Surrealismus zuordnete.
Die Kunst war ihre Rettung – und führte zu dem zweiten folgenreichen Unfall ihres Lebens: dem Zusammentreffen mit dem berühmten mexikanischen Maler Diego Rivera. Fridas Liebe zu ihm war Quell ihres größten Glücks und Unglücks zugleich. Der charismatische Künstler, fast doppelt so alt und dreimal so schwer wie sie, betrog sie zeitlebens und machte dabei selbst vor ihrer jüngeren Schwester nicht halt. Er ließ sich von ihr scheiden, nur um sie ein Jahr später erneut zu heiraten. Auch die leidvolle Symbiose, die sie mit ihm verband, verarbeitete Frida in ihrer Kunst.
Trotz ihres Unglücks verlor sie nie ihr Lachen, das sie in ihren Tagebüchern wiederholt als das Wichtigste im Leben bezeichnete. Sie perfektionierte ihr Äußeres bis ins kleinste Detail, versteckte das verkrüppelte Bein unter mexikanischen Trachten, liebte es zu kochen und war eine hingebungsvolle Gastgeberin. Für Diegos Untreue rächte sie sich, indem sie sich selbst Liebhaber (und Liebhaberinnen) nahm – der zweifellos berühmteste von ihnen Leo Trotzki.
Frida Kahlo ist bis heute ein Symbol für Widerstandskraft, Lebensfreude und die Überwindung von Grenzen.
Das inklusive Theaterprojekt Frida Kahlo – Viva la vida, umgesetzt von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, setzt sich auf der Bühne mit den Lebensstationen, den Leidenschaften und Emotionen der so gegensätzlichen Malerin auseinander. Im Zentrum steht der von Humberto Robles verfasste Monolog „Frida Kahlo – Viva la vida!“, um den herum die zahlreichen Facetten der begabten Künstlerin von unterschiedlichen Darstellern in schauspielerischer, tänzerischer und musikalischer Form zum Ausdruck gebracht werden.
Das Stück spielt mit den Gegensätzen. Es öffnet einen Raum der Begegnung, einem Fest gleich, bei dem sich sowohl Darsteller als auch Zuschauer selbst (neu) erfahren können.

Flyer-Texte
für den LaFT BW

Hier siehst du die Flyer-Rückseite

Leichte-Sprache-Übersetzung

Auf den Fotos siehst du Auszüge aus der Übersetzung eines Info-Hefts für ein Retreat der Lebenshilfe Breisgau